Ein umfassender Leitfaden zum Verständnis, zur Verhinderung und zum Fang von Bienenschwärmen, anwendbar für Imker weltweit.
Aufbau effektiver Strategien zur Schwarmfang- und Prävention
Das Schwärmen ist ein natürlicher Fortpflanzungsprozess von Honigbienenvölkern. Obwohl es ein faszinierendes Phänomen ist, stellt es Imker weltweit vor Herausforderungen. Das Verständnis der Schwarm-Auslöser, die Umsetzung präventiver Maßnahmen und die Beherrschung von Fangtechniken sind entscheidende Fähigkeiten für eine verantwortungsvolle Bienenzucht. Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden Überblick über Schwarmfang und -prävention, anwendbar für Imker, die in unterschiedlichen Umgebungen weltweit tätig sind.
Das Verhalten von Schwärmen verstehen
Bevor wir uns mit Prävention und Fang befassen, ist es wichtig zu verstehen, warum Bienen schwärmen. Das Schwärmen wird hauptsächlich durch die Überbevölkerung des Volkes und die Anwesenheit einer legenden Königin ausgelöst. Wenn das Volk wächst, werden die Ressourcen knapp, und die Bienen bereiten sich instinktiv auf die Teilung vor. Dies beinhaltet die Aufzucht neuer Königinnen (Schwarmzellen) und das Ausziehen der bestehenden Königin mit einem erheblichen Teil der Arbeiterbienen, um ein neues Volk zu gründen.
Faktoren, die das Schwärmen beeinflussen:
- Volksstärke: Überbevölkerung ist der Hauptauslöser.
- Alter und Gesundheit der Königin: Ältere oder weniger produktive Königinnen werden eher umgeweiselt, was zum Schwärmen führt.
- Genetik: Einige Bienenstämme neigen stärker zum Schwärmen als andere.
- Umweltbedingungen: Starke Nektarflüsse können zu schnellem Bevölkerungswachstum beitragen.
- Ungenügende Belüftung: Kann das Gefühl von Überbevölkerung hervorrufen.
Vorboten des Schwärmens erkennen:
Das Erkennen von Anzeichen vor dem Schwärmen ist für ein rechtzeitiges Eingreifen von entscheidender Bedeutung.
- Weiselzellen: Die Anwesenheit von Weiselzellen, insbesondere solchen mit Larven oder Puppen, ist ein starkes Indiz dafür, dass das Schwärmen unmittelbar bevorsteht. Unterscheiden Sie zwischen Schwarmzellen (typischerweise am unteren Rand oder an den Seiten der Waben) und Nachschaffungszellen (oft in der Mitte der Wabe zu finden).
- Enge: Der Bienenstock erscheint dicht mit Bienen bevölkert.
- Reduzierte Sammelaktivität: Die Bienen können beim Sammeln weniger aktiv werden, während sie sich auf das Schwärmen vorbereiten.
- Bienenbart: Eine große Ansammlung von Bienen, die außerhalb des Fluglochs hängt, besonders an warmen Tagen, kann auf Überbevölkerung und bevorstehendes Schwärmen hinweisen.
- Weiselnäpfchen: Leere Weiselnäpfchen deuten darauf hin, dass das Volk zumindest das Schwärmen in Erwägung zieht und sorgfältig beobachtet werden sollte.
Strategien zur Schwarmverhinderung
Der effektivste Ansatz ist, das Schwärmen von vornherein zu verhindern. Es können verschiedene Techniken angewendet werden, um das Wachstum des Volkes zu steuern und die Wahrscheinlichkeit des Schwärmens zu verringern.
1. Regelmäßige Stockkontrollen:
Führen Sie während der Schwarmsaison (typischerweise im Frühling und Frühsommer) alle 7-10 Tage gründliche Stockkontrollen durch. Suchen Sie nach Weiselzellen und anderen Anzeichen für ein bevorstehendes Schwärmen. Notieren Sie Ihre Beobachtungen, um die Entwicklung des Volkes zu verfolgen.
2. Bereitstellung von ausreichend Platz:
Stellen Sie sicher, dass das Volk ausreichend Platz für die Brutaufzucht, die Honiglagerung und das Wachstum der Bienenpopulation hat. Fügen Sie dem Bienenstock bei Bedarf Honigräume (Zargen) hinzu. Erwägen Sie die Verwendung größerer Bruträume (z.B. Langstroth-Tiefzargen), um größere Völker unterzubringen.
3. Management von Weiselzellen:
Wenn Sie bei Kontrollen Weiselzellen finden, stehen Ihnen mehrere Optionen zur Verfügung:
- Entfernung: Entfernen Sie sorgfältig alle Weiselzellen. Diese Methode ist am effektivsten, wenn sie früh im Schwarmprozess durchgeführt wird. Sie müssen sorgfältig sein und häufig nachkontrollieren, da die Bienen wahrscheinlich neue Zellen bauen werden.
- Teilung des Volkes: Teilen Sie das Volk in zwei oder mehr kleinere Völker (Ableger). Dies reduziert die Überbevölkerung und befriedigt den Fortpflanzungstrieb der Bienen. Ein Ableger kann bei der ursprünglichen Königin verbleiben, während die anderen mit Weiselzellen versorgt werden (oder ihre eigene Königin aufziehen dürfen). Stellen Sie sicher, dass alle Ableger über ausreichende Ressourcen verfügen und vor Räuberei geschützt sind.
- Künstlicher Schwarm (Demaree-Methode): Diese Technik beinhaltet die Trennung von Königin und Brut, um einen Schwarm zu simulieren, ohne die Bienen zu verlieren. Die Königin wird mit einer Brutwabe und einer Mittelwand in eine Zarge gesetzt, und diese Zarge wird an den Platz des ursprünglichen Bienenstocks gestellt. Der ursprüngliche Brutraum, der die restliche Brut und die Weiselzellen enthält, wird über die neue Zarge gestellt, getrennt durch ein Absperrgitter. Schlüpfende Bienen werden sich der Königin unten anschließen, aber alle neuen Königinnen, die in der oberen Zarge schlüpfen, können die Königin unten nicht erreichen, um sie umzuweiseln. Diese Methode ist komplex und erfordert eine sorgfältige Ausführung, ist aber wirksam bei der Verhinderung des Schwärmens unter Beibehaltung der Honigproduktion.
4. Umweiseln:
Ersetzen Sie ältere oder leistungsschwache Königinnen durch junge, vitale Königinnen. Junge Königinnen lösen seltener das Schwärmen aus. Es wird empfohlen, Königinnen von seriösen Züchtern zu beziehen, die auf schwarmträge Eigenschaften selektieren.
5. Schwarmfallen:
Das Aufstellen von Schwarmfallen kann Schwärme fangen, die Ihren Bienenstand verlassen, oder Schwärme aus benachbarten Völkern anlocken. Schwarmfallen ahmen die idealen Bedingungen für ein neues Volk nach, wie einen dunklen, geschlossenen Raum mit einem kleinen Eingang.
- Standort: Platzieren Sie Fallen in schattigen Bereichen, 3-5 Meter über dem Boden.
- Lockmittel: Verwenden Sie Schwarm-Lockstoffe (z.B. Zitronengrasöl, kommerzielle Schwarm-Lockmittel, alte Waben), um Bienen anzulocken.
- Volumen: Ideale Fallenvolumina liegen zwischen 30 und 40 Litern.
6. Brutmanagement-Techniken:
Strategisches Brutmanagement kann helfen, Überbevölkerung zu verhindern.
- Brutunterbrechungen: Das vorübergehende Entfernen der Königin, um eine Brutpause zu schaffen, kann den Brutzyklus des Volkes unterbrechen und die Wahrscheinlichkeit des Schwärmens verringern.
- Schüttelswarm: Diese drastische Methode beinhaltet das Abschütteln aller Bienen von den alten Waben in eine neue Zarge mit Mittelwänden. Die alten Waben werden entsorgt oder eingeschmolzen. Obwohl wirksam, kann dies für die Bienen stressig sein und sollte nur als letztes Mittel eingesetzt werden.
- Checkerboarding (Schachbrettmuster): Das Umordnen der Waben im Brutnest, wobei ausgebaute Waben mit leeren Rähmchen oder Mittelwänden abgewechselt werden. Dies gibt der Königin neuen Platz zum Legen und kann helfen, das Brutnest gleichmäßiger zu verteilen.
Techniken zum Schwarmfang
Trotz vorbeugender Maßnahmen können Schwärme dennoch auftreten. Zu wissen, wie man einen Schwarm fängt, ist unerlässlich, um verlorene Bienen wiederzugewinnen und zu verhindern, dass sie sich an unerwünschten Orten niederlassen.
1. Vorbereitung auf den Schwarmfang:
Sammeln Sie die notwendige Ausrüstung:
- Imkeranzug und Schutzausrüstung: Unerlässlich für die persönliche Sicherheit.
- Stockmeißel: Zum Öffnen von Beuten und Hebeln von Rähmchen.
- Smoker: Um die Bienen zu beruhigen.
- Schwarmkiste oder Ablegerkasten: Ein Behälter zur Unterbringung des gefangenen Schwarmes.
- Leiter (wenn der Schwarm hoch hängt): Um hohe Schwärme sicher zu erreichen.
- Gartenschere oder Astsäge: Um bei Bedarf Äste zu entfernen.
- Sprühflasche mit Wasser: Um die Bienen sanft zu befeuchten und ihre Flugfähigkeit zu verringern.
2. Einen Schwarm fangen:
Schwärme sammeln sich typischerweise an einem Ast, einem Gebäude oder einem anderen Objekt. Die Fangmethode hängt vom Standort und der Zugänglichkeit des Schwarms ab.
- Abschütteln des Schwarmes: Wenn der Schwarm an einem erreichbaren Ast hängt, schütteln Sie den Ast vorsichtig, um die Bienen in die Schwarmkiste zu befördern. Positionieren Sie die Kiste direkt unter dem Schwarm, um so viele Bienen wie möglich zu fangen.
- Abkehren des Schwarmes: Verwenden Sie eine Schaufel oder einen Besen, um die Bienen vorsichtig in die Schwarmkiste zu befördern. Diese Methode ist nützlich für Schwärme auf flachen Oberflächen.
- Abschneiden des Astes: Schneiden Sie bei Bedarf den Ast ab, an dem der Schwarm hängt, und senken Sie ihn vorsichtig in die Schwarmkiste.
- Verwendung einer Schwarmfangstange: Schwarmfangstangen sind lange Stangen mit einem Korb oder Netz am Ende, mit denen hohe Schwärme aufgenommen werden können.
- Geduld: Vermeiden Sie schnelle oder ruckartige Bewegungen. Bienen werden bei plötzlicher Störung eher defensiv.
3. Management nach dem Fang:
- Einsperren des Schwarmes: Sobald der Schwarm in der Kiste ist, schließen Sie das Flugloch und stellen Sie die Kiste für einige Tage an einen kühlen, dunklen Ort. Dies ermöglicht den Bienen, sich zu beruhigen und verhindert, dass sie ausziehen (die Kiste verlassen).
- Einlogieren des Schwarmes in eine Beute: Nach einigen Tagen bringen Sie die Schwarmkiste an den gewünschten Bienenstandort. Am Abend lassen Sie die Bienen vorsichtig in die Beute einlaufen. Sie können sie entweder hineinschütteln oder die offene Kiste vor das Flugloch stellen und sie hineinlaufen lassen.
- Füttern des Schwarmes: Versorgen Sie den Schwarm mit Zuckersirup, um ihnen beim Wabenbau und der Etablierung in ihrem neuen Zuhause zu helfen.
- Überwachung der Weiselrichtigkeit: Überwachen Sie das Volk auf Anzeichen der Annahme der Königin, wie z.B. Eilage und Brutentwicklung.
- Behandlung gegen Varroamilben: Neu etablierte Schwärme sind besonders anfällig für Varroamilben. Überwachen Sie den Milbenbefall und behandeln Sie bei Bedarf.
4. Umgang mit schwierigen Schwärmen:
- Hohe Schwärme: Das Fangen von Schwärmen hoch in Bäumen kann eine Herausforderung sein. Erwägen Sie, einen professionellen Baumpfleger oder Imker mit spezieller Ausrüstung zu beauftragen.
- Schwärme in Gebäuden: Schwärme, die in Gebäude oder andere Strukturen eindringen, können schwer zu entfernen sein. Kontaktieren Sie einen professionellen Imker oder einen auf Bienenentfernung spezialisierten Schädlingsbekämpfungsdienst. Vermeiden Sie es, die Bienen zu töten, wann immer möglich; die Umsiedlung ist die bevorzugte Option.
- Aggressive Schwärme: Obwohl Schwärme typischerweise sanftmütig sind, können einige defensiver sein. Verwenden Sie reichlich Rauch und tragen Sie geeignete Schutzausrüstung.
Globale Überlegungen und bewährte Verfahren
Die Praktiken des Schwarmmanagements können je nach Region und lokaler Bienenpopulation variieren.
Regionale Unterschiede:
- Klima: Das Klima beeinflusst den Zeitpunkt der Schwarmsaison. Imker in wärmeren Klimazonen können das ganze Jahr über Schwärme erleben, während diejenigen in kälteren Klimazonen das Schwärmen möglicherweise nur im Frühling und Sommer sehen.
- Bienenrassen: Verschiedene Bienenrassen haben unterschiedliche Schwarmneigungen. Einige Rassen, wie die Carnica-Biene, sind dafür bekannt, weniger schwarmfreudig zu sein als andere, wie die italienische Biene.
- Lokale Vorschriften: Einige Regionen haben Vorschriften bezüglich der Bienenentfernung und Schwarmkontrolle. Stellen Sie sicher, dass Sie alle lokalen Gesetze und Vorschriften einhalten.
Ethische Überlegungen:
- Das Wohl der Bienen priorisieren: Priorisieren Sie bei allen Bemühungen zur Schwarmverhinderung und zum Fang stets das Wohl der Bienen.
- Töten von Bienen vermeiden: Vermeiden Sie es wann immer möglich, Bienen zu töten. Die Umsiedlung ist die bevorzugte Option für Schwärme an unerwünschten Orten.
- Verantwortungsvolle Imkereipraktiken: Praktizieren Sie eine verantwortungsvolle Imkerei, um das Schwärmen zu verhindern und die Bienenpopulation zu schützen.
Fazit
Der Aufbau effektiver Strategien zur Schwarmfang- und -prävention ist entscheidend für eine nachhaltige Imkerei. Durch das Verständnis des Schwarmverhaltens, die Umsetzung vorbeugender Maßnahmen und die Beherrschung von Fangtechniken können Imker Schwarmverluste minimieren und gesunde, produktive Völker erhalten. Denken Sie daran, Ihre Strategien an Ihre lokale Umgebung und Bienenpopulation anzupassen und stets das Wohl der Bienen zu priorisieren.
Zusätzliche Ressourcen
- Lokale Imkerverbände
- Universitäre Beratungsdienste
- Online-Imkerforen und -Ressourcen
- Imkereibücher und -veröffentlichungen